Frühdiagnostik des Darmkrebses
Frühdiagnostik des kolorektalen Karzinoms: Prophylaxe und Prävention.
Artikel-Autor: Prof. Dr. C. Arnold; Klinikum Friedrichshafen; Medizinische Klinik 1; Röntgenstr. 2; 88048 Friedrichshafen.
Das Kolonkarzinom stellt in Deutschland nach dem Bronchialkarzinom die zweithäufigste Todesursache aller malignen Erkrankungen dar. Der zeitliche Ablauf von der Entstehung eines Adenoms bis zur Entwicklung eines Karzinoms beträgt etwa 10–15 Jahre. In dieser Zeitspanne ist es möglich, die Vorstufen zum Karzinom durch geeignete Screeningverfahren zu erkennen. Da die Karzinominzidenz in der asymptomatischen Bevölkerung ab dem 50. Lebensjahr ansteigt, werden seit 2002 in Deutschland Vorsorgemaßnahmen von den Krankenkassen bezahlt, die Vorstufen oder Frühformen des Kolonkarzinoms erkennen können. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über geeignete Maßnahmen zur Primär- und Sekundärprävention des kolorektalen Karzinoms.
Das kolorektale Karzinom (KRK) gehört in den westlichen Industrieländern zu den häufigsten malignen Erkrankungen mit hoher Mortalität. Das KRK ist mit mehr als 600.000 Neuerkrankungen pro Jahr weltweit die dritthäufigste maligne Erkrankung; es ist in Deutschland mittlerweile für beide Geschlechter die zweithäufigste Krebserkrankung. Die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen in Deutschland wird für Männer und Frauen zusammen auf etwas über 68.700 geschätzt. Das KRK ist darüber hinaus sowohl für Frauen als auch für Männer die zweithäufigste Krebstodesursache. Deutschlandweit verstarben 2006 insgesamt 27.200 Menschen an den Folgen eines KRK. Das Lebenszeitrisiko, an einem KRK zu erkranken, beträgt 4–6% und ist altersabhängig. Das KRK ist ein Tumor des höheren Lebensalters, nach dem 50. Lebensjahr steigen die Inzidenz und die Mortalität des Tumors exponenziell an. Etwa 40–50% der Betroffenen sterben innerhalb von 5 Jahren. Somit kommt der Primär- und Sekundärprävention des KRK eine besondere Bedeutung zu, um insbesondere Frühformen des KRK wie Adenome rechtzeitig zu diagnostizieren und zu entfernen. Bisherige Daten zeigen, dass es sinnvoll sein kann, Maßnahmen zur primären Prävention des KRK und seinen Vorstufen zu treffen. Zur Primär- und Sekundärprävention bzw. zum KRK-Screening stehen verschiedene Maßnahmen wie enzymatische oder immunologische Stuhltests auf okkultes Blut zur Verfügung. Als Goldstandard zur strukturellen Untersuchung des Kolons gilt die Koloskopie; in den USA ist zur KRK-Vorsorge inzwischen auch die CT/MR-Kolografie etabliert. Alle diese Maßnahmen sind in der Lage, die KRK-Inzidenz und -Mortalität zu senken, vorausgesetzt, die Methoden erfolgen mit hohem Standard und hoher Qualität und werden von den Patienten genutzt.
Kurz gesagt:
Faserhaltige Kost wirkt nicht sicher protektiv gegen das KRK. Hingegen erhöht der Genuss von rotem Fleisch die Inzidenz des KRK.
Kalzium, Vitamin D, Folsäure, BVitamine und Antioxidanzien sind nicht eiol erhöht die Adenomund Karzinominzidenz.
Nikotinkonsum führt bei langjährigem Gebrauch zu einer irreversiblen Steigerung der KRK-Inzidenz.
Ein erhöhter BodyMassIndex ist mit einem gesteigerten KRK-Risiko assoziiert.
COX2Hemmer wirken protektiv auf die Adenom und KRK-Entstehung.
Der FOBT hat eine sehr geringe Sensitivität und eine mäßige Spezifität.
Immunologische Stuhltests besitzen eine verbesserte Sensitivität und Spezifität als der FOBT, werden jedoch durch die Leitlinien noch nicht zum Primärscreening empfohlen.
Molekularbiologische Tests sind vielversprechend, aber kostenintensiv und nicht standardisiert.
Die Sigmoidoskopie senkt die KRK-Inzidenz im linksseitigen Kolon um 50% und die Gesam-tKRK.
Die Koloskopie ist der Goldstandard der Screeninguntersuchungen für das KRK. Es senkt die KRKInzidenz und Mortalität signifikant. Jüngste Daten weisen darauf hin, dass die Effektivität der Koloskopie im proximalen Kolon weiter verbessert werden muss.
Die CTC weist größere Adenome ähnlich gut nach wie die Koloskopie. Die Patienten müssen im Anschluss jedoch immer koloskopiert werden. Der Nachweis von kleineren Adenomen und Adenomen mit fortgeschrittener Pathologie gelingt jedoch im Vergleich zur Koloskopie weniger gut.