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Anhaltender Durchfall und Bauchschmerzen, einhergehend mit einem starken Gefühl der Abgeschlagenheit: das sind die ersten Symptome, wenn sich der Verdauungstrakt des Menschen entzündet. Treten diese Beschwerden innerhalb kurzer Zeit vermehrt und schubweise auf, liegt die Diagnose einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung nahe. Dabei sind zwei Krankheitsbilder zu unterscheiden: Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

Die schnelle Diagnose einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung bei Kindern ist nicht nur ungewöhnlich problematisch, sondern auch besonders wichtig. Denn die Schädigung durch eine zu spät erkannte Crohn- oder Colitis-Erkrankung bei Kindern kann dramatisch sein: Minderwachstum.

Beim Morbus Crohn kann die Entzündung den gesamten Verdauungstrakt erfassen: vom After bis zum Mund. Dabei treten die Entzündungsprozesse meist aber im Darmbereich auf, wenngleich in der Regel nicht zusammenhängend - das heißt krankhaft veränderte und gesunde Bereiche wechseln sich ab. An den Entzündungsherden werden sämtliche Schichten des Darms befallen, teilweise regelrecht zerstört. Hier können sich dann Eitereinschlüsse (Abszesse) bilden, oder die Entzündung gräbt regelrechte Durchgänge bis in das benachbarte Gewebe (Fisteln). Überdies werden auch Ausbuchtungen des Darms nach innen festgestellt, so dass der Darm sich verengt (Stenosen). Das Krankheitsbild Colitis ulcerosa ist von der Crohn-Erkrankung dadurch zu unterscheiden, dass die Entzündung in über 95 % aller Fälle auf den Bereich des Dickdarms begrenzt ist, hier die Entzündung sich jedoch kontinuierlich über den gesamten betroffenen Darmbereich erstreckt. Befallen ist aber ausschließlich die Schleimhaut als oberste Darmschicht, das Darmgewebe wird also nicht vollständig durchdrungen. Oftmals lassen sich Crohn und Colitis anhand der vom Patienten berichteten Beschwerden und den erhobenen Untersuchungsergebnissen zunächst nicht eindeutig abgrenzen, so dass in einem von zehn Neufällen der Arzt anfänglich von einer Colitis indeterminata spricht. Typisch für die Crohn/Colitis-Diagnose ist, dass vielfach erst nach längerem Anhalten der Beschwerden diese als chronisch entzündliche Darmerkrankung eingeordnet werden. Denn es gibt eine Reihe von Erkrankungen, die auch mit den Leitsymptomen der CED - den Durchfällen - einhergehen. Das hat in der Vergangenheit schon oft dazu geführt, dass zwischen den ersten Symptomen und der CED-Diagnose Jahre lagen.
Was die Erkrankungen konkret hervorruft ist heute noch nicht abschließend bekannt: wahrscheinlich handelt es sich um ein Potpourri auslösender Faktoren. Die Disposition eines genetischen Bausteins wurde im Jahre 2001 nachgewiesen. Allerdings erklärt allein diese spezifische Auffälligkeit in der Genetik nicht alle CED-Erkrankungen. Es gibt auch Betroffene, die über die nachgewiesene genetische Veränderung nicht verfügen, deren Därme aber trotzdem entzündet sind. So viel ist jedoch auf jeden Fall klar: bei CED handelt es sich um eine Störung der natürlichen Barriere des Körpers, die der Darm gegenüber Bakterien und anderen Eindringlingen darstellt. Durch die nicht mehr vollständig intakte Abwehr im Bereich des Darms, der mehr als die Hälfte der menschlichen Immunzellen beherbergt, dringen Bakterien in die Darmwand ein. Dies führt zu einer Abwehrreaktion des Körpers. Und wenn diese überschiessend aus dem Ruder läuft, kommt es zur CED: die Entzündung des Körperinneren, weil die eigentlich natürliche Abwehrreaktion des Körpers nicht mehr angemessen gestoppt werden kann. Die Entzündung wird chronisch.
Ausser den identifizierten Erbanlagen scheinen auch Umwelteinflüsse an der Entstehung von CED beteiligt zu sein: belegt ist bislang in diesem Spektrum lediglich ein negativer Effekt des Rauchens. Ernährungs- oder psychische Faktoren sind hingegen nicht hinreichend nachgewiesen. Problematisch sind über die lebenseinschränkenden akuten Symptome hinaus Erkrankungen ausserhalb des Darms, die durch die wiederkehrende Darmentzündung hervorgerufen werden. Der Mediziner nennt dies „extratestinale Manifestationen“. Diese Folgewirkungen von CED betreffen vor allem Gelenke, Bänder und Muskeln, Haut, Augen und die Leber. So kommt es auch hier zu schmerzhaften Entzündungen, an der Haut zu Geschwüren und Knoten. Zudem wird eine verminderte Knochendichte, der Rückgang des Mineralgehaltes in den Kochen und damit deren zunehmende Instabilität mit CED in Verbindung gebracht. Ein besonderes Problem stellt das erhöhte Krebsrisiko von Crohn- und Colitis-Patienten dar. So wurde nach langen chronisch aktiven Krankheitsverläufen verstärkt Dickdarmkrebs festgestellt. Daher bedarf es für CED-Erkrankte einer kontinuierlichen intensiven ärztlichen Überwachung.

Therapie

Zur akuten Linderung der Beschwerden des Patienten stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die die Entzündung kurzfristig hemmen und beseitigen sollen, um den Betroffenen schnellstmöglich von den schlimmsten Qualen zu befreien. Diesen Zweck erfüllt vor allem das eigentlich vom menschlichen Körper selbst produzierte Hormon Kortison, das der Mensch in Stresssituationen automatisch ausschüttet. Medikamente mit diesem Wirkstoff können kurzfristig auch in hoher Dosis genommen werden. Sie drängen die Entzündung im Darm meist verlässlich zurück. Wegen der schweren Nebenwirkungen von Kortison bei einer Einnahme über einen längeren Zeitraum - wie Zuckererkrankung, Entkalkung der Knochen, Bluthochdruck oder Augenkrankheiten - sind diese Präparate für eine andauernde Behandlung jedoch ungeeignet.
Kortisonfreie Medikamente wie Aminosalizylate wirken nur bei leichteren Entzündungsschüben.
Bei einigen Patienten, die unter ständig wiederkehrenden Entzündungsschüben leiden, haben sich andere kortisonfreie Medikamente bewährt. Diese basieren auf einem anderen Wirkmechanismus. Die sogenannten Immunsupressiva reduzieren künstlich die im Falle einer Entzündung gesteigerte Aktivität des körpereigenen Abwehrsystems. Dadurch wird die Entzündung vorübergehend zurückgedrängt.
Zur Anwendung gelangen in der CED-Therapie auch sogenannte Biologika, die zur Bekämpfung der Entzündung Antikörper einsetzen, die im eigenen Blut vorhanden sind. Heute sind Antikörper auch im Labor herstellbar. Sie greifen sehr gezielt einen bestimmten Entzündungsstoff des Patienten an.

Fakt ist:
Trotz aller Forschungsanstrengungen ist es noch nicht gelungen, die Ursachen der plötzlich auftretenden und regelmäßig wiederkehrenden Darmentzündungen - die mit der Identifizierung genetischer Auffälligkeiten von CED-Patienten aber immerhin teilweise eingegrenzt sind - zu beheben. Daher wird die Therapie von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa auch vorerst weiter darauf ausgerichtet sein, die beschwerdefreien Zeiträume zu erweitern – um dem Patienten so ein Stück seiner mit der CED-Diagnose reduzierten Lebensqualität zurückzugeben.

Verschiedentlich kann auch ein operativer Eingriff notwendig sein. Dieser ist vorallem dann unumgänglich, wenn sich Fisteln (Zerstörung benachbarter Gewebe), Abszesse (Eiterkapseln) oder Stenosen (Engstellen) in den Entzündungsregionen gebildet haben, die es zu öffnen oder entfernen gilt. Durch die Entwicklung neue Techniken sind diese chirurgischen Verfahren heute für den Patienten sehr schonend.

Über die medikamentöse Therapie oder die Operation hinaus wird ein auf CED-spezialisierter Arzt mit seinem Patienten einen Therapieplan zur dauerhaften Behandlung seiner lebenslangen Erkrankung entwickeln. Ziel ist es, jeweils eine erneute Entzündung so lange wie möglich zu verhindern.

Dies streben auch verschiedene Therapieansätze an, die einzelnen Patienten bereits Linderung verschafft haben aber heute noch keine verallgemeinerbaren Standards in der CED-Behandlung darstellen.

Quellenangabe und Möglichkeit zu weiterreichender Information: Kompetenznetz Darmerkrankungen;
oder Sie wenden sich an die Patienten - Selbsthilfevereinigung, die DCCV.
oder Sie verschaffen sich einen weitreichenden Überblick mit vielen Service-Angeboten und weiteren Link-Empfehlungen auf der website der Firma Merckle Recordati: CED-alleswasgeht.

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