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Patienten profitieren von neuen Methoden

Wissen Sie, was auf sie zukommt bei einer bevorstehenden Darm-OP?

Im Kopf hat man unangenehme Voruntersuchungen. „Fade“ Diäten und lange Zeiten der Nüchternheit vor und nach dem Eingriff erscheinen uns als üblich. Aber das hat sich deutlich zum Positiven geändert. Im Folgenden soll dies am Beispiel geplanter Darmoperationen erklärt werden.

Die Aussicht auf bevorstehende chirurgische Eingriffe kann für den Betroffenen vielfach mit seelischen und körperlichen Stresssituationen einhergehen. Um diese zu reduzieren bzw. zu vermeiden und die Ausgangssituation vor der Operation zu verbessern, wurden viele „alte Zöpfe“ abgeschnitten. Und das mit Erfolg, wie Studien beweisen. Die Ernährung ist in der Phase vor und nach einer Darmoperation insofern zu beachten, als die natürlichen Vorgängen im Organismus so wenig wie möglich gestört werden sollen. Vielmehr gilt es, sie zu unterstützen. Das wird u.a. durch die richtige Auswahl der Lebensmittel erreicht. Ziel ist, in der Stressphase zusätzliche Belastungen zu vermeiden! Denn: Jede Unterbrechung der Zufuhr lebenswichtiger Nährstoffe kann unsere Organfunktionen beeinträchtigen.

Was bedeutet „Fast-Track-Chirurgie“?

Wörtlich klingt die Übersetzung etwas holperig: „Chirurgie der schnellen Schiene!. Dahinter steht ein Konzept das von Patienten zumeist als weniger belastend im Vergleich zu herkömmlichen Therapieformen empfunden wird. Von den Krankenhäusern wird dieses Verfahren zunehmend angeboten: Das wesentliche Ziel der fast-Track-Chirurgie ist:

  • mögliche Komplikationen nach der Operation zu vermeiden oder deren Häufigkeit und Schwere zu vermindern
  • eine kürzere Verweildauer im Krankenhaus insbesondere durch eine schnellere Wundheilung, schnellere Mobilisation („raus aus dem Bett“), eine schnellere Wiederkehr der normalen Darmfunktion und schnellere Schmerzfreiheit zu erreichen, sodass der Patient eine höhere Zufriedenheit verspüren kann.

Aber auch schon die Zeit der Vorbereitung auf die Operation läuft heute viel schonender ab. Die notwendigen Untersuchungen werden heute bevorzugt ambulant und nicht im Krankenhaus durchgeführt. Dazu gehören neben im Einzelfall notwendigen Darmuntersuchungen z.B. Blutabnahmen.

Diät vor der Operation? Nicht erforderlich!

Wie steht es mit „Diät en“? Bis zum Krankenhausaufenthalt können Sie weitestgehend völlig normal essen und trinken, am besten ausgewogene Mischkost. Je besser der Ernährungszustand sowie der Wasser- und Elektrolythaushalt, desto wahrscheinlicher ist ein optimaler Heilungsverlauf! Das Körpergewebe – in dem Falle der Darm – wird normal durchblutet und auf die Reparaturvorgänge nach der Operation vorbereitet. Lediglich blähende Lebensmittel wie Kohlgemüse oder Hülsenfrüchte sind in der direkten Phase vor der Operation zu meiden.

In vielen, Kliniken erfolgt die stationäre Aufnahme dank der bereits vorliegenden Befunde erst einen Tag vor dem Eingriff. Häufig kann auf eine Darmspülung verzichtet werden. Wenn notwendig, erfolgt in einer „sanften“ Form. Auf mehrere Liter Abführlösung wird heute in den meisten Fällen verzichtet.

Vor der Darmreinigung kann leichte Kost ohne besondere Einschränkungen (außer Hülsenfrüchte und andere blähende Lebensmittel) verzehrt werden. Besonders an diesem Tag gilt: viel Flüssigkeit (Tee, Wasser) zu sich nehmen! Ab dem Zeitpunkt nach einer eventuell erforderlichen Darmreinigung darf nur noch klare Flüssigkeit genossen werden. Dies ist in den meisten Kliniken sogar noch bis 2 Stunden vor der Operation gestattet! Das stabilisiert ihren Kreislauf (so kann auf größere Mengen an Infusionen verzichtet werden) und gewährleistet die Wundheilung. Nicht erlaubt sind Rauchen und Alkohol. Beides verstärkt u.a. die Bildung von Magensaft.

Am Operationstag und danach

Bereits wenige Stunden nach der Darmoperation fängt der Nahrungsaufbau an. So wird der Darm frühzeitig wieder zu seiner normalen Funktion angeregt. Es beginnt z.B. mit einem halben bis eineinhalb Liter Flüssigkeit (Wasser, Tee). Sie können Ihren Flüssigkeitsbedarf darüber hinaus selbst regeln. Eiweißreiche Lebensmittel (beispielsweise in Form von zwei Portionen Joghurt oder Quark) liefern dem Körper die notwendigen Bausteine für die Bildung von neuem Gewebe. Eiweiß darf daher in der Zeit um die Operation nicht fehlen. Zusätzlich wirkt eine ausreichende Zufuhr an Protein dem Abbau von Muskulatur in der Phase der Bettlägerigkeit (Immobilisation) entgegen.

Noch am Operationstag verlassen Sie das Bett (Atemgymnastik). Voraussetzung ist eine gute Schmerztherapie. Sie gehört zum erfolgreichen Konzept der Fast-Track-Chirurgie. Die frühe Mobilisation verhindert einen Muskelabbau und die Gefahr einer Thrombose (Blutgerinnselbildung). Letzterer wird auch kurzfristig medikamentös vorgebeugt. Die Mobilisierung wird unter Anleitung den Krankengymnasten gesteuert: Nach Möglichkeit sollten sie am vierten Tag nach der Operation „wieder voll auf den Beinen“ sein.

Am zweiten Tag wird der Kostaufbau ergänzt: etwa zwei Liter Flüssigkeit (z.B. Wasser, Tee, Kraftbrühe). Spätestens am vierten Tag wird Schonkost angeboten, wenn möglich, bereits am Tisch sitzend!

Und rasch nach Hause

In einigen Kliniken werden die Patienten bereits zwei Tage nach der Dickdarm-Operation entlassen. Diesen Behandlungsstrategien und kurzen Krankenhausaufenthalten schließen sich immer mehr Krankenhäuser an. Die Dauer des Aufenthaltes in der Klinik stellt natürlich kein alleiniges Kriterium für die Qualität des Konzepts dar. Schließlich ist nicht jeder Fall und jeder Eingriff wie der andere! So kann der Entlassungstag auch acht Tage nach dem Eingriff sein.

Zuhause: Erlaubt ist fast alles, was schmeckt

Für die Ernährung zuhause ist grundsätzlich eine ausgewogene, eiweißreiche Mischkost zu empfehlen, und dabei können Ihre persönlichen Vorlieben wieder berücksichtigt werden. Leinsamen – z.B. mit Quark vermischt – fördern die Darmtätigkeit und enthalten zudem wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Das Gleiche gilt für Rapsöl bei der Zubereitung von Salaten oder beim Kochen und Braten.

Fazit

Eine notwendige Darmoperation ist für den gesamten Organismus eine starke Belastung. Eine optimale Versorgung mit Nährstoffen kann diese Belastung mindern sowie Häufigkeit und Schwere von Komplikationen herabsetzen. Die durch die Operation bedingte Lücke in der Versorgung lebensnotwendiger Nährstoffe sollte so schnell wie möglich geschlossen werden. Eine rasche Wiederaufnahme der normalen Darmtätigkeit gelingt bevorzugt durch Essen und Trinken, also einen natürlichen Vorgang. So erhält der Organismus die Möglichkeit, sich nach dem Eingriff „selbst zu heilen“ und schnell zu regenerieren.

Die Fast-Track-Chirurgie bei Darmoperationen hat für den Patienten zumeist folgende Vorteile:

  • kurze Nüchternheitsphase mit Gabe klarer Flüssigkeiten bis zwei Stunden vor der Operation
  • Mobilisation in der Regel bereits am Operationstag
  • Ebenso bereits am Operationstag Beginn mit einem Kostaufbau und
  • Infolgedessen eine rasche Entlassung und normale Nahrungszufuhr

Da dies heute möglich ist, kommt auch der Genuss nicht zu kurz. Sehr früh können Ihre Vorlieben innerhalb der Kost wieder berücksichtigt werden. Eine Ausnahme ist das Rauchen. Es könnte den Heilungserfolg behindern.

Quelle: PHOENIX 3/2008; Autor: Prof. Dr. med. Samir Said, Koblenz

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